Gradierwerk

Gradierwerk 

 

Bereits von weitem sind, auf der Terrasse über der Saale, mächtige hölzerne, 12 m hohe Bauwerke sichtbar. Diese, mit Reisig gefüllten Bauwerke sind ein Wahrzeichen Bad Dürrenberg`s, die Gradierwerke.
Von den ehemals fünf Gradierwerken sind heute noch die Gradierwerke I bis III mit ihren Verbindungsbauten im Bereich des Kurparks ganz bzw. teilweise erhalten. Mit über 636 m Länge verfügt Bad Dürrenberg über die längste erhaltene Gradieranlage überhaupt. Darüber hinaus ist ihr einzigartiger Wert darin zu sehen, dass die Gradiergebäude in konstruktiver Hinsicht noch weitestgehend die Authentizität vom Beginn des 19. Jahrhunderts bewahrt haben. Im Vergleich zu allen anderen erhaltenen Gradierwerken wurden die Bad Dürrenberger nie für die Anforderungen der Kurinhalation umgestaltet. Die Authentizität gilt besonders für die hier noch erhaltenen, typisch sächsischen (Senffsche Bauart) und für die typisch altpreußischen Konstruktionsmerkmale (Colberger Bauart). Auch die Soleverteilungsanlagen auf den Gradierwerken stellen beachtliche technische Leistungen des 18./19. Jahrhunderts dar. So sind noch Reste der einst von Borlach eingeführten kubischen Gradierung und der Geschwinstellung vorhanden. Auch die kombinierte Form der Dornen- und Dachgradierung, die in Dürrenberg entstand, ist deutlich erkennbar.
Die Aufgabe der Gradierwerke bestand darin, die Sole zu reinigen und bis zur Siedewürdigkeit aufzukonzentrieren.
Mittels Pumpen wird die Sole auf das Gradierwerk gepumpt. Von dort, aus hölzernen Kästen heraus, fließt die Sole über hölzerne Verteilerhähne in die Verteilerrinnen. Aus diesen Rinnen tropft die Sole an den Reisigwänden herab. Beim Herabtropfen von Zweig zu Zweig wird der Soletropfen immer feiner zerteilt, dessen Oberfläche dadurch immer größer. Durch den Einfluss von Sonne, Wind und trockener Luft verdunstet das Wasser und die Salze reichern sich in der Lösung an. Bei dem Herabtropfen setzen sich Gips und Eisenverbindungen an den Schwarzdornzweigen als kristalline Niederschläge an. Dieser sogenannte „Dornstein“ umhüllt immer mehr die einzelnen Zweige.
Durch die feine Zerstäubung der Sole herrscht in der Nähe der Gradierwerke ein der Nordseeluft ähnliches Mikroklima, welches bei der Behandlung von Atemwegserkrankungen hilfreich ist. 
Diesen Solenebel kann man beim Flanieren entlang des Gradierwerkes einatmen.
Direkt am Gradierwerk befinden sich 800 m Wandelstege und zahlreiche Sitzmöglichkeiten. Ratsam ist es, sich zum Schutz der Kleidung einen Solemantel umzulegen. Diese Solemäntel sind gegen eine Gebühr im Palmen- und Vogelhaus ausleihbar.

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