St. Micheln ist eines der schönsten Plätze unserer engeren Heimat und liegt als Ursprung des Geiseltals, umgeben von Kalkfelsen, westlich von Mücheln (Geiseltal). Es zieht zu jeder Jahreszeit Besucher an, verführt zu Spaziergängen rund um den Ort.
An alten Wohnhäusern und Stallungen kann man heute noch erkennen, woher die damaligen Bauherren ihre Baustoffe holten. Zahlreiche Gänge und Höhlen wurden in die Kalkfelsen geschlagen, teilweise so groß, dass die Bürger von St. Micheln und Mücheln darin Schutz während der Kriege fanden.
Bereits Anfang des 12. Jahrhunderts wurde St. Micheln urkundlich erwähnt. Vermutlich bekam der Ort seinen Namen nach der Lieblingsstiftung des Bischofs Otto von Bamberg, dem Stift St. Michael bei Bamberg. Derselbe Bischof soll auch die Kirche gegründet haben, man nennt das Jahr 1128. Die Kirche erhält durch ihre Lage auf der beherrschenden Bergnase eine bevorzugte Stellung im Landschaftsbild. Egal, aus welcher Richtung man kommt, es ist immer so, als wollte sie uns sagen: "Seht her, ich bin etwas besonderes."
Die Kirche ist äußerlich fast unberührt erhalten geblieben. Der mächtige Turm steht wie ein Schild vor dem Kirchenschiff. Eine Reihe von Bauteilen charakterisieren den romanischen Baustil, wie z.B. eine Rundbogenpforte mit einem darüber angeordneten Rundbogenfenster in der Südseite des Kirchenschiffes. An der Südwestecke des Turmes fällt ein Eckquader auf, der einen eingeritzten Schriftzug aufweist: "Das Kirchenhund" und dazu die Darstellung einer Tiergestalt mit einem doggenähnlichen Kopf. Die Beine mit deutlich breiten Hufen und ein schweifähnlicher Schwanz weisen eher auf die Gestalt eines Pferdes hin.
Auf dem Ostgiebel des Chores ist ein vierspeichiges Radkreuz angebracht. Wahrscheinlich soll es das Sinnbild der lebensspendenden Sonne, oder auch das alte Wahrzeichen der Weltgegenden: gen Morgen, gen Mittag, gen Abend, gen Mitternacht darstellen. Strahlenförmig schließen eine Anzahl Zacken den Kranz ab, die auf den Zeitablauf durch die Monatsfolge hinweisen. Diese uralten Erinnerungsmerkmale deuten sehr wahrscheinlich auf eine Kultstätte vorgeschichtlicher- heidnischer Zeit hin. Im Turm der Kirche befindet sich eine große Glocke von 1481, die älteste der Müchelner Kirchen. Sie stammt aus der Glockengießerei Klaus Rimann - Naumburg.
Das Innere der Kirche besticht durch seine Schlichtheit. Das Taufbecken stammt aus der Kirche Möckerling, welche der Auskohlung zum Opfer fiel, eine aufgestellte alte Tür erinnert an die Kirche Zorbau, die auch der Kohle weichen musste.
Die Kirche St. Micheln ist neuer Bestandteil der „Straße der Romanik“.
Führungen werden durch Herrn Hannig St. Micheln, Kirchweg 3, Tel.: 034632/23754 nach Absprache durchgeführt.